Praxiseröffnung neu gedacht – so verändert sich der Weg zur eigenen Praxis

🕑 Letztes Update: 4. Juni 2025 von Ang. Dr. Ahmad Fulan
✅ Quellen wissenschaftlich geprüft durch Dr. Aydin Yelken

Die eigene Praxis – für viele Mediziner bleibt das ein Ziel. Doch der klassische Weg über die vollständige Praxisübernahme verliert an Attraktivität. Gründe dafür gibt es viele: Hohe Anfangsinvestitionen, Personalmangel, starrer Arbeitsort und lange Mietverträge. Stattdessen setzen viele junge Ärzte auf mehr Flexibilität. Teilzeitmodelle, fachübergreifende Teams oder geteilte Infrastruktur werden immer beliebter. Die neue Generation von Praxisinhabern denkt in Modulen, nicht in Jahrzehnten.

Welche Hürden gibt es heute beim Gründen?

Der Weg in die eigene Praxis ist komplex. Neben medizinischer Qualifikation braucht es betriebswirtschaftliches Wissen: Finanzierung, Abrechnung, Personalführung, Datenschutz sowie medizinrechtliche Grundlagen. Viele Gründer empfinden diese Themen als Belastung, insbesondere wenn sie neben einer vollen klinischen Tätigkeit erfolgen sollen. Dazu kommt, dass der Immobilienmarkt sehr angespannt ist. Geeignete Praxisräume in guter Lage sind oft teuer oder langfristig vermietet. Umbauten, Genehmigungen und IT-Infrastruktur treiben die Kosten zusätzlich in die Höhe. Wer heute gründet, braucht also nicht nur Mut, sondern auch eine strategisch gute Ausgangsbasis.

Veränderte Anforderungen

Die moderne Arbeitswelt prägt auch die Medizin. Wer heute gründet, will nicht mehr alles allein machen. Zeitgemäße Arbeitskonzepte sind gefragt: Gemeinschaftspraxen, Jobsharing, temporäre Praxismodelle. Besonders in Ballungsräumen ist die Nachfrage hoch. Aber auch im ländlichen Raum tut sich etwas. Statt sich langfristig zu binden, möchten viele Kollegen erst testen, ob ein Standort zu ihnen passt. Gerade Ärzte, die sich nicht sofort auf eine Region festlegen wollen, suchen nach flexiblen Einstiegsmöglichkeiten.

Was ist wichtig bei der Standortwahl?

Die richtige Lage ist entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg und die persönliche Zufriedenheit. Praxen in Wohnortnähe, mit guter Anbindung oder integrierten Netzwerken aus anderen Fachrichtungen bieten klare Vorteile.

Patienten erwarten heute mehr als eine Behandlung. Sie wollen Service, kurze Wege und digitale Angebote. Wer als Gründer solche Erwartungen erfüllen möchte, braucht passende Räumlichkeiten – funktional, erreichbar und professionell ausgestattet.

Was ist bei Mietverträgen zu beachten?

Klassische Mietverträge mit langen Laufzeiten passen nicht zu allen Lebensphasen. Darum gibt es inzwischen Anbieter, bei denen Ärzte Praxisräume mieten können – stunden-, tage- oder wochenweise, je nach Bedarf. So lassen sich erste Schritte in die Selbstständigkeit ohne hohes Risiko gehen. Diese Modelle ermöglichen beispielsweise eine sanfte Übergangsphase von der Klinik in die Niederlassung oder ein Pilotprojekt an einem neuen Standort. Auch Ärzte im Sabbatical oder in Elternzeit nutzen solche Angebote, um flexibel und temporär tätig zu sein. Außerdem lohnt es sich für Mediziner, die ihre berufliche Zukunft noch offen gestalten möchten. Zu beachten ist, dass nicht jedes Mietmodell zu jedem Fachbereich passt. Vor der Entscheidung sollten Ärzte prüfen, ob die Ausstattung – beispielsweise Sprechzimmer, Behandlungsräume und Empfangsservice – dem jeweiligen Fachgebiet entspricht. Wichtig sind auch klare vertragliche Regelungen: Laufzeiten, Kündigungsfristen, Datenschutzstandards und Zugänglichkeit zu medizinischer IT. Empfehlenswert ist, auf etablierte Anbieter mit medizinischer Spezialisierung zu setzen.

Netzwerke stärken die Versorgung und entlasten den Einzelnen

Ein Vorteil der veränderten Arbeitswelt ist die Möglichkeit zur interdisziplinären Zusammenarbeit. Oft befinden sich mehrere Fachrichtungen unter einem Dach – etwa Hausärzte, Psychotherapeuten, Ernährungsberater oder Physiotherapeuten. Das erleichtert Überweisungen, ermöglicht kurze Kommunikationswege und verbessert die Patientenversorgung. Gleichzeitig entsteht ein professionelles Umfeld, das auch emotional entlastet: Wer nicht allein arbeitet, kann sich austauschen, fachlich wie kollegial. Gerade für Gründer ist dieses Netzwerk oft wertvoller als jeder Businessplan.


Health-Disclaimer: Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle aufgeführten Inhalte dienen zur neutralen Information und Weiterbildung. Sie stellen keinen medizinischen Rat dar.

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